Initiative Gemeinsam Bauen & Wohnen

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Cohope-Projektmeeting in Lyon, Frankreich im Juni 2024

Vom 5. bis 7. Juni fand im Rahmen des Projekts Cohope das 4. Projektteamtreffen über gemeinschaftliche Wohnprojekte in Europa statt. Das österreichische Projektteam war mit Christian Peer (future.lab, TU Wien), Robert Temel (www.temel.at) und Johanna Leutgöb (Initiative Gemeinsam Bauen & Wohnen) vertreten.

Foto: das Cohope Projektteam in Lyon, (c)Adrien-boomerang_effect

Schwerpunktthema des Treffens war die Präsentation der länderübergreifenden Ergebnisse zu den Themen Resilienz, Gesundheit, Leistbarkeit und Integration. Ausgangspunkt dabei war die Covid-Pandemie. Die Ergebnisse basieren auf 14 Fallstudien (davon 4 in Österreich), die in den fünf teilnehmenden Ländern Schweden, Finnland, Österreich, Frankreich und Spanien durchgeführt wurden. Darüberhinaus wurden auch 364 Personen befragt und es fanden sog. "Urban Living Labs" mit Bewohner:innen und Expert:innen statt.

Aus den Ergebnissen geht klar hervor, dass Bewohner:innen von gemeinschaftlichen Wohnprojekten die Pandemie nach eigener Einschätzung besser bewältigten als im Regelwohnbau. Vor allem fünf Schlüsselfaktoren ermöglichen dies:

  • gemeinsam genutzte Räume
  • soziale Interaktionen, die auf gegenseitigem Vertrauen aufbauen,
  • gegenseitige Unterstützung,
  • die interne Organisation und
  • gemeinsame Werte.

98% der Befragten stellten fest, dass das Leben in einem Wohnprojekt Vorteile hatte, die Pandemie zu bewältigen. 87% der international Befragten und 92% der in Österreich Befragten bestätigten, dass es einfacher ist, in einem gemeinschaftlichen Wohnprojekt Zugang zu Hilfe zu erhalten. 67% der älteren international befragten Bewohner:innen (65+) und 78% der in Österreich befragten Älteren bestätigten, dass gemeinschaftliches Leben Einsamkeit und Isolation reduzierte.

Weitere Information zu den Ergebnissen hinsichtlich Resilienz, Gesundheit, soziale Integration, Leistbarkeit und Recht auf Stadt (Partizipation): Lyon Policy Workshop 1

Aus den Ergebnissen wurden erste Ableitungen für Hemmnisse und Herausforderungen formuliert, mit denen gemeinschaftliche Wohnprojekte konfrontiert sind: Dies sind in Österreich vor allem der Zugang zu Land/ Liegenschaften, zu öffentlichen Förderungen, zu Bankdarlehen, aber auch Unwissenheit und Vorurteile gegenüber gemeinschaftlichen Wohnprojekten, Bauordnungen wie z.B. Stellplatzschlüssel, und Überforderung bedingt durch einen hohen ehrenamtlichen Aufwand.

Weitere Information zu Herausforderungen: Lyon Policy Workshop 2

Von Cohope werden Handlungsempfehlungen für politische Entscheidungsträger:innen erarbeitet (derzeit in Arbeit). Denn der gesellschaftliche und individuelle Mehrwert von gemeinschaftlichen Wohnprojekten wurde schon vielfach aufgezeigt. Die Rahmenbedingungen, mit denen gemeinschaftliche Wohnprojekte konfrontiert sind, berücksichtigen diesen Mehrwert meist jedoch noch nicht.

Im Rahmen des Cohope Treffens gab es auch die Gelegenheit, Wohnprojekte im Raum Lyon zu besichtigen.

Chamarel Les Barges

Am Stadtrand von Lyon gelegen, ist das Projekt eines der wenigen Projekte für Ältere in Frankreich. Die Baugruppe verfolgt das Ziel, gut älter werden gemeinsam mit weiteren älteren Personen. Im Projekt leben in 16 Wohnungen derzeit 17 Personen, davon 4 Männer im Alter zwischen 65 und 82 Jahren. Das Projekt wurde 2017 bezogen. Es gibt drei Gästezimmer, einen Gemeinschaftsraum, eine Werkstatt und Waschküche. Autos werden geteilt. Eigentümer ist ein gemeinnütziger Bauträger, die Bewohner:innen sind Mieter:innen. Architektur: Stahlbetonskelett mit Außenwänden in Holzkonstruktion, Strohdämmung, Lehmputz. https://cooperativechamarel.wordpress.com

Coteau de la Chaudanne

Das Mehrgenerationen-Wohnprojekt befindet sich 10 km außerhalb von Lyon. Die Gruppe wollte ökologisch bauen, was in Lyon nicht leistbar war. Das Projekt besteht aus zwei Häusern in Holzbau und einem Gemeinschaftshaus mit insgesamt 13 Wohnungen und 19 Bewohner:innen. Das Projekt wurde 2016 bezogen. Die Bewohner:innen sind Gesellschafter:innen eines kleinen Immobilienunternehmens, das am Grundstück zusätzlich Sozial- und Eigentumswohnungen errichtet hat. https://lecoteaudelachaudanne.fr/

Groupe du 4 Mars

Das Wohnprojekt befindet sich im Stadtteil Croix-Rousse in Lyon mit einem Gemeinschaftshaus im bereich des gemeinsamen Gartens. Es wurde in Kooperation mit einem gemeinnützigen Bauträger errichtet und 2019 bezogen. Im Haus befinden sich 14 Baugruppenwohnungen mit 20 Erwachsenen und 11 Kindern sowie 11 Sozialwohnungen, die vom Bauträger vergeben werden. Das Gebäude ist zwischen Baugruppe und Sozialwohnungen parifiziert. https://groupedu4mars.weebly.com/

Die Teilnahme der Initiative Gemeinsam Bauen & Wohnen am Projekt Cohope wurde durch die Stadt Wien - Kultur - MA7 ermöglicht